Oh, it´s gonna be crowded…

Nachdem die Corinna-bedingten Einschränkungen zum Teil wieder gelockert werden, muss ich unser Sommer-Programm schön langsam mal beginnen. Auf meiner Liste stehen eine ganze Menge schöner Schwimmplätze und heute geht es kurzentschlossen zu den Krause-Springs. Für die braucht man keine Reservierung, wer vor Ort ist, darf rein so lange Kapazität ist.

Als ich am Freitag nachmittag meinen Nachbarn von unseren morgigen Plänen erzähle, kommt die Meldung: “Oh, it´s gonna be crowded, you better go early.” Und das tun wir auch. Es ist ein bisschen huschi in unserem offenen Jeep, aber Texas Hill Country im Morgenlicht entschädigt dafür visuell. Das große Anwesen der Familie Krause liegt nur etwa 40 Minuten von unserem Zuhause entfernt, das ist für texanische Verhältnisse ein Katzensprung.

Und wirklich hat sich das frühe Wegfahren ausgezahlt. Der herrliche Garten mit den vielen Wasserläufen präsentiert sich malerisch im Licht der immer noch tiefstehenden Sonne. Ich fühle mich wie in den Tropen. Herrliche große Bäume, ihre Wurzeln bilden kleine Brücken über die Bäche. Eine über und über mit Farnen bewachsene Grotte, über die ein kleiner Wasserfall in den See plätschert, bildet den akustischen Hintergrund zu diesem Paradies. Auf dem Grundstück entspringen 32 Quellen, die außer dem See auch ein kleines Pool füllen. Doch wer braucht schon ein gemauertes, künstliches Wasserbecken, wenn es so viele herrliche natürliche Gewässer hier gibt?


Der zweite Vorteil des frühen Ankommens liegt ebenfalls auf der Hand. Außer uns sind noch nicht viele andere Leute hier. Ein paar haben offensichtlich am Gelände gecampt und kommen gerade von ihrem Morgenschwimmen zurück. Wie überall in Texas sind die Leute freundlich und man kommt leicht ins Gespräch, überhaupt wo sich die Schönheit des Platzes als Smalltalk-Thema wie auf dem Silbertablett präsentiert. Wir finden einen herrlichen Platz im Schatten eines großen Baumes, direkt am Wasser. Von dieser Homebase aus erkunden wir das Wasser und das restliche Anwesen. Der See ist nicht groß, aber bietet genug Platz um zu schwimmen, mit floats im Wasser zu treiben, von einem Felsen aus einen ropeswing zu machen, von einer Klippe hinunterzuspringen und sich in der Grotte vom Wasserfall berieseln zu lassen. Ich weiß nicht, wie viele schönste Plätze diese Welt bietet, aber die Krause Springs gehören mit Sicherheit dazu.

Im Laufe des Vormittags kommen immer mehr Leute und es wird zunehmend lauter, gedrängter, und weniger idyllisch. Zum Glück hat sich unser erster Eindruck fest eingebrannt. Nach einem ausgedehnten Spaziergang wird es gegen 14 Uhr für uns Zeit, wieder nach Hause zu fahren. Mittlerweile ist es auch sehr heiß, sehr voll und sehr laut. Und das, obwohl angeblich nur zu 25% Kapazität gefüllt ist! Es herrscht eine ausgelassene Stimmung mit viel Lachen und Applaus, wenn sich jemand das erste Mal von der Klippe traut oder einen besonders spektakulären Sprung wagt. Und das ist schön, auch wenn die träumerische Stimmung vom frühen Morgen total verflogen ist.

Vermischter Mai

Für alles, was keinen eigenen Artikel bekommt. Die wichtigsten Sachen kommen aber manchmal erst am Schluss.

Mai, dass ich das noch erleben darf! Mein Little Big Red als Retter in der Not. Olivers Mercedes ist dank “Stay at Home”-Order so lange gestanden, dass die Batterie leer war und fremdgestartet werden musste.

May the forth be with you! Traditionelles Gebäck zum Tag: Zimtschnecken in Form von Prinzessin Leas Haarstil. Und weil der Ofen warm ist, auch gleich zwei Brote gemacht.

So schnell ist der Spaß wieder vorbei. Wenn die braids mit der Zeit immer mehr vom Ansatz wegrutschen, sieht es schlampig aus. Also weg damit. Leider.

Wir haben uns ein Pool gegönnt! Okay, es hätte vielleicht etwas größer ausfallen können, aber für eine kleine Abkühlung reicht es. Für die größere Abkühlung haben wir seit Ende Mai wieder den großen Community-Pool (mit Zugangsbeschränkung).

Jetzt wisst ihr, warum ich auf andere Bäcker verweise. Dieses Brot war wieder ein Reinfall. Ich gebe aber zu, dass es vielleicht keine intelligente Idee ist, ein Brot anzusetzen, wenn für den gleichen Tag eine “Progressive Party” (Wanderparty) im Gange ist.

Der Rasen vor unserem Haus sieht etwas verhungert aus. Mittel der Wahl: Aerifizieren und ein Top-Dressing darauf. Wer jetzt glaubt, dass wie in Österreich einfach ein paar Löcher in den Boden gedrückt werden, irrt. Everything is bigger in Texas. Diese “Würstel” werden aus dem Boden gestanzt.

Black lives matter. (Es gibt hier übrigens einen guten Artikel darüber, warum es genau so heißt, und nicht “all lives matter”). Das Thema ist so umfassend, so komplex, dass ich euch hier nur ein paar links geben kann. Hier einmal zu den Protesten in Austin. Und hier zu einem der auslösenden Gründe dafür. Alles andere: Die nicht gezeigte Polizeigewalt gegen Demonstranten, die undurchsichtigen Hintergründe, warum offensichtlich Weiße die Gewalt anzetteln, ist mir einfach zu komplex. Und jetzt werde ich mich hinsetzen und mal darüber nachdenken, wo ich persönlich rassistisch bin.

Oliver wollte am Samstag mit einem Arbeitskollegen in der Stadt Fotos machen. Sie haben umgedreht als Ihnen zu viele State-Trooper Autos auf der Straße waren.

Beachfront, Baby!

Im Grunde unseres Herzens sind wir ja Rebellen. Nein, ehrlich! Außerdem ist die Lage gerade nicht ganz klar. Der Gouverneur von Texas hat die Restriktionen teilweise gelockert, während der Bürgermeister von Austin und der County Judge die stay-at-home order bis 30. Mai, respektive 15. Juni verlängert haben.

Wir haben jedenfalls unsere Sachen gepackt und sind kurzerhand nach “Port A” gefahren. Die Fahrt dauert ca 3 1/2 Stunden, und da muss man natürlich dazwischen Pause mache. Schau dir mal das Foto links an, und dann rate doch mal, was es hier nicht zu essen gibt.

Die kleine Stadt Port Aransas liegt auf Mustang Island und erinnert mich an Grado. Klein, beschaulich, und im Sommer voll mit Touristen. Der Strand ist ähnlich, und teilweise gibt es auch Liegen und Sonnenschirme. Was definitv anders ist: Die Autos und Wohnmobile am Strand. Es tut mir leid, aber diesmal haben wir echt einfach vergessen, zu fotografieren.

Als wir am Sonntag wieder heimgefahren sind, ist uns eingefallen, dass wir kein einziges Foto von uns allen am Strand gemacht haben. Also schnell mit dem Auto zum Strand gefahren. Dort haben wir festellen müssen, dass der Strand wegen hohen Wasserstands geschlossen ist. Den netten Officer haben wir aber gleich gebeten, ein Foto von uns zu machen.

Alles in allem war es ein total entspannter Szenenwechsel und es war sicher nicht unser letzter Ausflug nach Port A.

Vermischter April

Nachdem der gesamte April unter die “stay at home”- Order gefallen ist, ist dementsprechend wenig passiert. Bevor wir vor Langeweile gestorben sind, haben wir lustige Videos gedreht, viel gekocht und viel gebacken. Hier ein Querschnitt.

Als Klopapier noch “in” war, haben wir unseren kleinen Thriller gedreht. Keine Angst, bei den Dieben handelt es sich um Nicholas und Johanna.

Zum Glück habe ich schon immer gerne selbst Brot gebacken. In Amerika hat das wieder einen neuen Stellenwert bekommen, und während Corinna ist der Bedarf plötzlich sprunghaft angestiegen. Germ gibt´s keine, aber zum Glück gibt es ja Sauerteig.

Unser Osterfeuer ist heuer etwas klein ausgefallen, aber das macht nichts. Im Hintergrund sind die Kids fleißig beim “einedrahn”.

Mathias von der NÖN hat gefragt ob ich ein paar Worte über unsere Lage in Amerika schreiben will. So eine nette Bitte kann man ja schwer ablehnen. Herausgekommen ist dieser Artikel links. Vielen Dank. In Österreich sah es auch so aus, oder? Warteschlangen vor den Geschäften, Lernen zu Hause, selbstgehäkelte Schutzmasken. “The new normal” ist ganz schön anders als das bisherige Normal…

Was hat dich am meisten gestört an der Quarantäne? Ich überlege gerade, denn mir persönlich hat das Meiste daran gut gefallen.

Heuer das dritte Mal in Folge, und das erste Mal in bunt! Box Braids für meine Maus. Ich habe vorher meinen Think-Tank angezapft und die hiesigen Freundinnen gefragt, ob es vertretbar ist, als weißes Mädel eine “schwarze” Frisur zu haben. Die Rückmeldungen waren bis auf eine positiv, aber auch die Mama von zwei schwarzen Mädels hat im Endeffekt gesagt, es ist okay. Sei´s drum. Keiner sieht es, ich vereinnahme deswegen keine Kultur, und wenn eine Japanerin ein Dirndl anzieht, ist es auch egal.

Vermischter März

In der Schule von Johanna wird ja viel Lustiges gemacht. Auch diese Woche wieder. Es ist die letzte Woche vor Springbreak und „Apex“ ist hier. Ich habe leider nicht ganz durchschaut, wie dieser Fundraiser funktioniert, aber jeden Tag gibt es in der Klasse eine Aktivität. Jeder Tag steht außerdem unter einem anderen Motto zum Thema „Leadership“. Und als Belohnung können die Kinder, je nachdem wie viel Geld sie bisher gesammelt haben, entweder ihre Lehrerin in Klopapier einwickeln (jaja, da wussten wir noch nicht wie wertvoll das mal sein wird), einen Film schauen, oder sie bekommen individuelle Preise. Heute Donnerstag, findet der FunRun statt. Pro Runde hat Johannas Klasse von uns 1,50 Dollar versprochen bekommen. Johanna beendet 72 Runden. Zum Glück ist die Maximal-Zahl zu bezahlender Runden 36…

Der letzte Schultag vor den Ferien soll für Nicholas ein kurzer werden. Für die letzten drei „Stunden“ ist Tiger Day angesagt. Wir haben bereits unsere Spende von zwei Paletten Dr. Pepper abgeliefert, und Nici freut sich schon auf diverse Hüpfburgen und andere Stände. Für Essen, Trinken und Spaß in rauen Mengen ist gesorgt. Doch leider kommt es anders. Am Donnerstag Abend beschließt der Austin Schuldistrikt, die Schüler einen Tag früher in springbreak zu schicken.

Das “South by Southwest” Festival sowie die MotoGP sind bereits abgesagt. Obwohl es in Travis County (Austin) bis 12.3. nur zwei bestätigte Fälle gab, wurden hier schon sehr früh Maßnahmen gestetzt.

Leider gibt es aber nach wie vor keine einheitliche Vorgehensweise gegen das Corona-Virus, nicht einmal Bundesstaaten-weit. Aus Österreich fragen ein paar Freunde, ob wir zurück kommen oder ob wir in Amerika bleiben. Aber wir sitzen das hier aus. Bei diesem Ausblick nicht schwer. Oliver macht homeoffice, die Kinder haben eine Woche Ferien, und schauen wir mal wie es danach weitergeht.

In den Ferien wird schnell deutlich, dass die erzwungene gesellschaftliche Pause wohl länger dauern wird als zunächst gedacht. In weiten Teilen der Vereinigten Staaten steigen die Zahlen der Erkrankten sprunghaft an, die Lücken im Gesundheitssystem sind bald offensichtlich. In Travis County gibt es mit Stand 31. März 206 bestätigte Fälle von Covid19 und zwei Todesopfer.

Disneyland wurde am 13. 3. gesperrt, Flüge gecancelt und Lebensmittelgeschäfte haben kürzere Öffnungszeiten und Warteschlangen. WC-Papier ist das Wort der Stunde. Wir sind entspannt, halten Abstand zu anderen Leuten und genießen die unverhoffte gemeinsame Zeit. Ein paar Beispiele unserer Kreativität haben wir hier für euch gesammelt. Außderm haben wir Nicholas´ 13 Geburtstag gefeiert, mit Party im engsten Familienkreis.

Nicholas erfindet die Mini-Posaune

Trip to Waco

Auch Oli darf mal fahren

Wir wurden das erste Mal von „unserem“ State Trooper im Capitol auf Waco aufmerksam gemacht. In dieser sehr interessanten Stadt befindet sich nämlich die „Texas Ranger Hall of Fame and Museum“. Und das Dr Pepper Museum. Ich liebe dieses Cola-Getränk, seit ich es 1996 in New York kennen gelernt habe. Kurz bevor wir nach Waco abgedüst sind, habe ich noch den Tipp bekommen, bei „Magnolia“ vorbei zu schauen. Und außerdem habe ich beschlossen, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden.

Darum heißt es dieses Wochenende für uns: Erst mal ab nach Killeen, einen neuen Front-Grill für meinen Jeep abholen. Der bisherige „angry grill“ ist nicht ganz mein Stil, darum wird er gegen einen Standard Grill getauscht. Das ist eine Sache von zwei Minuten und das Tauschgeschäft wird zur beiderseitigen Zufriedenheit abgeschlossen. Dass der neue Grill nicht ganz das gleiche Rot wie der Rest des Wagens ist, stört mich wenig. Sagen wir mal, es trägt zur Personalisierung meines Little Big Red bei. Ich hoffe, es wird kein Nachteil sein wenn wir das Auto nächstes Jahr verkaufen müssen.

Nachdem dieser Tagesordnungspunkt abgeschlossen ist, geht es weiter auf die Fahrt nach Waco. Die Strecke ist wenig idyllisch, nur Autobahn zwischen Städten. Weit und breit keine Kühe und keine Landschaft. Zum Glück sind wir mit Musik auf die mehr als zweistündige Autofahrt vorbereitet.

Der erste, zufällige, Stopp ist ein Aldi, inklusive Wagerlpfand, wie lustig! Ah, Heimatgefühle, auch wenn er bei uns in Österreich „Hofer“ heißt. Es gibt auch tatsächlich eine ganze Menge der üblichen Sachen. Aber erstens kaufe ich auch in Österreich nicht viel bei Hofer, und außerdem bedeutet „mit Jeep unterwegs sein“ eingeschränktes Kofferraumvolumen. Darum fällt der Kaufrausch eher verhalten aus.

Nächste Aktivität ist das Doktor Pepper Museum. Dieses befindet sich in der ehemaligen Abfüllhalle des Herstellers. Es gibt ein paar fun facts zu Lernen, ein paar Sachen zu Verkosten und natürlich etwas zu Kaufen. Alles in allem ganz nett, man merkt, dass das Personal hauptsächlich aus Freiwilligen besteht, die das Museum mit Leidenschaft unterstützen. Nachdem es „nur“ um einen Softdrink geht, wundert es mich, dass wir doch insgesamt drei Stunden im Museum verbringen, aber so ist es.

Laut Plan ginge es jetzt weiter zur Texas Rangers Hall of Fame. Aber weil der „Magnolia Market“ in Gehweite ist, machen wir zuerst das. Es ist ein sonniger warmer Tag, und das Wetter ist somit perfekt für einen Nachmittag auf dem großen Rasen vor den Silos.

Gästebucheintrag aus Österreich

Ich kenne die Serie „Fixer Upper“ nicht, durch die Chip und Joanna Gaines bekannt wurden. Aber wer Home Design und DIY liebt, der hat vermutlich schon einmal von Ihnen gehört. Zur Anlage gehören neben erwähntem Rasen ein Food Truck Court, zwei alte (derzeit noch unbenutzte) Silos, eine Bäckerei (mit Warteschlange bis ums Eck) sowie natürlich der große Magnolia Market. Der ist sehr edel, sehr gefüllt und sehr teuer. Wir bleiben lieber auf dem grünen Kunstrasen sitzen und genießen die Sonnenstrahlen. Ja, ist eh schön dort, aber ich fürchte, mir fehlt einfach die Liebe zum Einrichten. Der Garten ist sehr schön, merken wir, als wir nach zwei Stunden wieder gehen und dann von außen sehen, was wir innen verpasst haben. . Wir kommen abends bei Nach-Recherche darauf, dass Magnolia Market morgen, Sonntag, geschlossen hätte und sind im Nachhinein froh, dass wir diesen Programmpunkt auf heute vorgezogen haben.  

Jetzt geht es mal ins Air BnB, das in einer „Man Cave“ eingerichtet ist. Das ist zumindest sehr authentisch, und unsere Hosts sind es auch. Nachdem wir es weder schaffen, die Klimaanlage noch die Bier-Leuchtreklamen abzudrehen, ist die Nacht eher unruhig. Die Kinder auf den Luftmatratzen sind auch schon früh munter. Wir hängen dann noch ein wenig herum und überlegen, ob wir heute noch zu den Texas Rangers gehen sollen, entscheiden uns aber dagegen, weil wir Nachbarn zu Hause zum Essen eingeladen haben und vorher noch einkaufen gehen müssen. Außerdem hat uns die in Texas am ersten März-Wochenende stattfindende Zeitumstellung eine ganze Stunde gefladert. Also ab Richtung nach Hause. Dort klang der Abend noch in sehr netter Gesellschaft aus. Ganz kurz wird auch ein neuartiger Virus erwähnt, aber wir sind alle happy und entspannt. Nur noch eine Woche Schule, dann kommt spring break und wir haben eine Woche Ferien! Yeah!

Warum wählt wer was?

Amerika und seine Politik ist für mich ein spanisches Dorf. Ich gebe zu, auch Österreich und seine Politik sind für mich nur knapp vor dem Mont Blanc. Gerade deshalb möchte ich ein wenig mehr in Erfahrung bringen, wie es meine Nachbarinnen hier so empfinden . Ich habe Glück, denn alle Leute, mit denen ich persönlich öfter zu tun habe, sind liberal eingestellt.

Ein paar meiner Freundinnen sind mexikanischer Herkunft, und für sie war es ein Schock, als vor vier Jahren der jetzige Präsident gewählt wurde. Vor allem, weil es so unwahrscheinlich schien. Schon davor hatte er in den Medien viel Aufmerksamkeit weil er so ist, wie er ist. Doch anscheinend war Amerika nicht bereit, direkt nach einem schwarzen Präsidenten eine Frau ins Amt zu wählen.

Mit dem Schock kam die Furcht vor dem Unbekannten. Was passiert mit uns? Werden meine Kinder in der Schule jetzt gedisst? Welcher meiner Bekannten hat für ihn gestimmt und hasst mich im Geheimen immer schon? Auch Familien haben darunter gelitten, denn politische Vorstellungen sind nicht immer die gleichen unter Eltern und Kindern oder unter Geschwistern. Und der jetztige Präsident polarisiert sehr, auch (oder vor allem??) in Texas. Die Städte (Dallas, Houston, Austin) sind eher liberal (demokratisch, blau), während die weiten ländlichen Gebiete traditionell konservativ (republikanisch, rot) sind.

Ich möchte noch einmal sagen: Was ich hier schreibe, habe ich in persönlichen Gesprächen erfahren und bezieht sich meistens nur auf meine direkte Umgebung, sprich, Austin. Gestern (Dienstag) waren die ersten Vorwahlen. Dabei kann der Wähler bestimmen, welche Kandidaten einer Partei sie unterstützen. Damit werden nicht alle Kräfte zwischen mehreren aussichtlosen Kandidaten zerrieben. Gleichzeitig werden auch Richter, Senatoren, sowie andere politische Ämter hier vorbestimmt. Faktisch läuft es so ab, dass man elektronisch einen Wahlzettel für seine Partei bekommt. Du musst also sagen, ob du für Demokraten oder Republikaner bist. Hier findest du einen Musterstimmzettel für beide Parteien. Wer genau schaut, findet den Namen De La Fuente auf beiden Zetteln, die schräge Geschichte dazu gibt es hier. Was noch auffällt: Es gibt wesentlich mehr Kandidaten bei den Demokraten als bei den Republikanern. Obwohl, es sind bereits etliche Kandidaten vor den Wahlen aus dem Rennen ausgestiegen.

Einfahrt bei einem Wahllokal

Zusätzlich gibt es sowohl von Republikanern als auch Demokraten “propositions”, gewisse Vorschläge. Auf dem republikanischne Stimmzettel kann man mit Ja oder Nein stimmen für: “Texas sollte Gebete in öffentlichen Schulen nicht einschränken oder verbieten.” “Texas sollte Beschränkungen des Rechts, Waffen zu besitzen und zu tragen, ablehnen.” “Texas sollte den Bau einer physischen Barriere unterstützen und vorhandene Überwachungsausrüstung in Verteidigungsqualität entlang der gesamten südlichen Grenze von Texas verwenden.” Andere Anträge beziehen sich auf historische Gebäude; Schulbildung; Steuern oder das Wahlsystem.

Vorstudium zahlt sich aus.

Bei den Demokraten wird man z.B. gefragt: “Recht auf Gesundheitsversorgung: Sollte jeder in Texas ein Recht auf eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung haben, die durch ein allgemein zugängliches System im Medicare-Stil geschützt ist […]?” oder “Recht auf Würde und Respekt: Sollte jeder in Texas ein Recht auf ein Leben in Würde und Respekt haben, das frei von Diskriminierung ist […]?” Weitere Anträge beziehen sich auf saubere Luft, Wasser und Klimaschutz; wirtschaftliche Sicherheit; das Wahlsystem; Steuern; faire Strafjustiz und Einwanderungsgesetze.

Meine Auszüge sind vielleicht voreingenommen, aber ihr seht vielleicht einen Unterschied. Übrigens gehen alle meine Freunde davon aus, dass Donald Trump für weitere vier Jahre Präsident wird.

Noch ein kurzer update: Wer lieber pro-demokratisch informiert wird, schaut eher CNN. Wer eher republikanisch beeinflusst werden will, schaltet auf Fox. Als sehr neutral wird PBS eingestuft, und ebenfalls sehr gerne besucht wird die Webseite der League of Women Voters.

Vermischter Februar

Für alles, was keinen eigenen Artikel bekommt. Bilder gehen hier im gleichen Fenster auf.

Unsere süße Maus hat zum Glück wenig Scheu, Kontakte zu knüpfen. Dementsprechend oft ist sie auch auf Parties. Diesmal ging es für sie auf die Stunt Ranch. Feuer und Höhe sorgen für den nötigen Nervenkitzel. Ich bin immer wieder dankbar für unsere Freunde, die solche coolen Locations aussuchen!

Wir hatten Gäste. Schatzi wünschte sich für unseren südafrikanischen Besuch Schnitzel. Und weil es so unglaublich ist, dass es funktioniert, hier das Rezept wenn man viele Leute gleichzeitig damit versorgen will, ohne dass die Küche aussieht wie … Und das noch bessere? Es klappt auch hervorragend mit panierten Riesen-Champignons! (Die schmecken auch hervorragend am nächsten Tag zwischen zwei Scheiben selbstgebackenem Brot mit Ketchup und einem Salatblatt)!

Die Scouts begehen den “World Thinking Day”. Seit 1926 wird dieser Tag gefeiert, um das Motto “think globally” zu verbreiten. In einer Schule treffen sich alle Girl-Scout-Troops, um virtuell um die Welt zu reisen. Johannas Troop hat überraschenderweise Österreich gewählt und stellt Land und Pfadfinder vor.

Wir sind in Texas, wir gehen reiten (gehört ja schließlich in meinem inneren Bild von Texas zusammen). Nachdem es das erste Mal ist, dass wir bei diesem “Stall” reiten, gehen wir nach einer langen aber guten Einführung über Pferde-(und Menschen)verhalten einmal im Schritt um die sehr große Wiese mit einem kurzen Abstecher in den Wald. Am Schluss dürfen wir einmal, gehalten am Zügel, eine Länge traben. Die Kinder waren ein wenig enttäuscht, aber ich fand es zum wieder reinkommen ganz gut, so langsam anzufangen. Die Pferde waren extrem entspannt und gut zu führen, und das Panorama war fotoverdächtig.

Fels ohne Brandung

Der zweite Tag unseres Ausflugs brachte uns zuerst noch einmal ins Zentrum von Fredericksburg. Gestern abend haben wir nicht viel gesehen, weil es bereits dunkel war. Heute können wir uns in Ruhe die Geschäfte und Lokale entlang der Hauptstraße ansehen. Es brummt ziemlich in diesem kleinen Städtchen. Einerseits sind viele Menschen unterwegs und andererseits ist die Hauptstraße sehr gut frequentiert, nicht nur von Autos sondern auch von LKWs. Und von Autos, die Wohnmobile ziehen. Oder Wohnmobile, die Autos ziehen. Ich sollte mal einen eigenen Blogeintrag zur Motorisierung in Amerika schreiben, fällt mir gerade auf.

Wir haben uns ein bisschen umgesehen, den Markplatz und die Vereinskirche besichtigt, Souvenire bestaunt. Nach einem Mittagessen im Altdorf Biergarten waren wir dann bereit für unseren nächsten Programmpunkt: Den Nationalpark “Entchanted Rock“. Für den Eintritt muss man vorab ein gewisses Zeitfenster buchen, und alles bis 14 Uhr war bereits ausgebucht, als wir unsere Reise geplant haben. Kurz nach 14:30 reihten wir uns in die Autoschlange ein, die in den Park wollte. Gut, dass wir reserviert hatten. Und dann gehörte der ganze Nachmittag uns, der Sonne am Himmel, und ganz, ganz vielen Steinen. Die meisten davon riesig. Ich bin da ein wenig komisch, aber mir tat der Fels leid, auf dem so viele Menschen achtlos herum trampeln. Oder vielleicht machen sie es auch so wie ich? Eine Hand auf die Erde legen und ganz still werden, bis man quasi die Erlaubnis bekommt, weiterzugehen? Für mich fühlt es sich wie eine Einladung der Erde an, sie zu erkunden und zu bewundern. Wenn ihr das für Einbildung haltet, auch gut.

Der “Entchanted Rock” ist ein großer, rosa Granitfelsen. Außerdem gibt es noch den “Little Rock” und “Turkey Peak” zu beiden Seiten des Hauptfelsens. Es ist ein wunderbares Kraxel-Paradies. Dazwischen gibt es ein paar Bäume und Wasserläufe. Wir haben den ganzen Tag mit Erkunden, in der Sonne liegen, spazieren, in die Ferne schauen, klettern, spielen, Steine schlichten verbracht. Die Felsen warfen bereits lange Schatten, als wir beschlossen diesen zauberhaften Flecken Erde wieder zu verlassen. Doch ich glaube, wir kommen wieder. Hier noch einmal der link zu der Galerie Stonewall / Fredericksburg / Entchanted Rock.

Deutschland in Texas?

Ja, es ist wahr. Es gibt ein Deutschland in Texas. Na gut, nicht ganz. Ein bisschen Deutschland vielleicht. Aber das hat sich hier ganz schön lange gehalten, und ist sogar dabei, sich besser zu positionieren.

Danke, George Washington, für dieses lange Wochenende. Seit 1971 wird der dritte Montag im Februar als Feiertag begangen, um seines Geburtstages zu gedenken. Wir haben es zum Anlass genommen, einmal ein wenig aus Austin raus zu kommen. Nachdem uns von verschiedenen Seiten “Fredericksburg” und “entchanted Rock” empfohlen wurde, sind wir diesem Rat gefolgt. Beides ist nicht weit weg von Austin, nur etwas mehr als eine Autostunde Fahrt. Unsere Reiseroute habe ich auch schon vorab festgelegt: Am Samstag wollen wir tagsüber die “Sauer-Beckmann Farmstead” sowie das “Lyndon B. Johnson Memorial” ansehen und abends in Fredericksburg essen gehen, und am nächsten Tag schauen, was der “Entchantend Rock National Park” her gibt.

Schon alleine die Fahrt nach Stonewall ist entspannend. Die Kinder sind mit elektronischen Geräten am Rücksitz beschäftigt, bis wir in mehr Gegend kommen. Wir sind gute Eltern, und zwingen sie, aus dem Fenster zu schauen und das Handy bzw. Tablet wegzulegen. Es gefällt ihnen sogar, denn draußen gibt es immer wieder Kühe, Ziegen, Schafe oder Pferde zu sehen. Und dazwischen weite, offene Landschaft. Erinnert mich ein bisschen daran, wenn man über das Leitha-Gebirge drüber ist und den Neusiedlersee und die beginnende ungarische Tiefebene ahnen kann…

Doch hier beginnt keine Tiefebene, sondern wir sind in Texas Hill Country gelandet. Schneller als gedacht sind wir bei der Sauer-Beckmann Farmstead. Es handelt sich um einen State Park, in dem der ursprüngliche Bauernhof wieder in den Zustand versetzt wurde, in dem er sich um die Zeit zwischen 1915 und 1918 befunden hat. Mit Hilfe von Freiwilligen, die auch in damaliger Kleidung arbeiten, wird die Farm auch so bewirtschaftet. Vor ein paar Tagen wurde ein Schwein geschlachtet. Über offenem Feuer wird gerade Schmalz ausgelassen, in einem Wellblech-Smoker werden Ripperl gegart, und etwas weiter drüben werden geputzte Därme mit Wurstbrät gefüllt. Das ist sehr hart für unsere Vegetarierin, deren Lieblingstier noch dazu (lebende) Schweine sind. Sie verzupft sich lieber, verstehe ich. Zum Glück waren wir nicht hier als sie Blunze und Leberwurst gemacht haben. Ich glaube, diesen Geruch brauche ich nicht. Das Tier wurde übrigens mittels Weideschuß ins Jenseits befördert, falls es jemanden interessiert.

Die Geschichte der Farm ist recht interessant, vor allem, dass es so etwas wie Texas-Deutsch, oder Texan-German gibt. Seit den ersten Einwanderern in den 1830er Jahren hat sich die reine oder gemischt abstammende deutsche Bevölkerung auf über 17 % der texanischen Bevölkerung vergrößert, was sie zur drittgrößten Gruppe macht (nach Amerikanern und Hispanics). Das war mir in diesem Ausmaß nicht bewusst. Wir gingen noch ein wenig auf der Farm spazieren. Der Park ist ein Refugium für Bisons und Texas Longhorns. Nachdem Winter ist, ist es aber wenig idyllisch.

Nach einer kurzen Autofahrt, die nur über den Pedernales-Fluss führt, sind wir im State Park, der sowohl Lyndon B. Johnsons Geburtshaus, seinen Hauptwohnsitz, als auch sein Grab auf dem Privatfriedhof, umfasst. Seine Großeltern waren Nachbarn der Sauers bzw. Beckmanns. Im Jahr 1951 kaufte er dann das kleine Haus seiner Tante und baute es nach und nach zum “Texas White House” um. Ja, und wer war “er” jetzt genau? Lyndon Baines Johnson war der 36. Präsident der Vereinigten Staaten. Er wurde durch Kennedys Ermordung vom Vizepräsidenten zum Präsidenten, aber danach für die nächste Periode auch vom Volk gewählt. Er scheint ein sehr schillernder Charakter gewesen zu sein. Einerseits innenpolitisch vor allem für seine Stärkung der Bürgerrechte bekannt, sowie für umfassende neue Gesetzgebung im Bildungsbereich, bei der Waffenkontrolle sowie der besseren Gesundheitsversorgung und der Bekämpfung der Armut. Ebenso war er der erste, der so etwas wie “Umweltschutz” gesetzlich verankerte. Andererseits trieb er während seiner Präsidentschaft den Vietnamkrieg voran, und auch der Sechs-Tage-Krieg fällt in seine Regierungszeit. Unser Guide auf der Ranch erzählte uns auch, dass er teilweise seine Sekretäre anwies, ihm während des Diktats zu folgen. Und dann suchte er die Toilette auf. Auf der Farm kam er einerseits wie ein Angeber rüber, aber gleichzeitig sehr bodenständig. Schräge Mischung. Seine Frau Lady Bird (Claudia Alta) kam aus einer reichen Familie, unterstützte ihren Mann, und baute nebenbei ein Medienimperium auf, das Millionen einbrachte. Ich fand es dort jedenfalls sehr schön und interessant und würde definitiv wieder hinfahren.

Doch jetzt ging es mal weiter Richtung Fredericksburg. Auf dem Weg dorthin kamen wir bei “Magnolia Pearl” vorbei, was uns prompt zum Umdrehen bewogen hat, so schön war es von außen. Drinnen ist ein sehr spezieller Kleiderladen. Das Gewand ist neu, sieht teilweise aus wie aus 1860 original erhalten und jagt mir gleichzeitig Schauer des Entsetzens als auch der Begeisterung über den Rücken. Danach ging es weiter nach Fritztown. Die gibt es seit 1846 und wurde als deutsche Siedlung gegründet. Auch heute noch wird das deutsche Erbe hochgehalten. Es gibt genug “deutsche” Lokale mit “deutschem” Essen. Auf der Karte gibt es Wiener Schnitzel, german potato salad und Knockwurst. Es schmeckt halt nicht ganz wie daheim. Wie uns erzählt wurde, ist in den letzten Jahren das deutsche Flair sogar noch gestiegen, da sich die Stadt vor allem im Bereich des Fremdenverkehrs etablieren will. Auch der Weintourismus ist hier herauszustreichen. Doch für uns ging dieser Tag erstmal zu Ende. Unser Motel verlinke ich nicht, da findet ihr sicher etwas Besseres. Dafür geht´s hier zu der Foto-Galerie unseres Ausflugs.