Wochenend´ und Sonnenschein

Wir wohnen am Stadtrand von Austin, und haben vor allem viel Landschaft um uns herum. Wie geeignet für Disc-Golf (wir spielen aber lieber „Frolf“). Dabei ist das Ziel, mit einer bestimmten Anzahl an Würfen über einen zuvor festgelegten Parcour in den Korb zu treffen. Eine lustige Sportart, die wir auch schon öfter bei meiner Schwester gespielt haben. Aber in Amiland wird’s ernst. Da braucht man nicht nur eine Frisbee, sondern jeder Spieler eine long range disc, eine mid range disc und einen putter. Mindestestens! Dafür gibt es auch spezielle Geschäfte. Und nein, wir haben uns jeder nur eine Scheibe gekauft, ausschlaggebend war bei den meisten von uns die Farbe der disc, und wir haben am ersten Tag auch nicht damit gespielt.

Nach dem Disc-Kauf ging es zu einem Fotografie-Workshop. Und weil beim Fotografieren das Motiv nicht unwichtig ist, hat „Precision Camera“ keine Kosten und Mühen gescheut um für seine treue Kundschaft ein „lucha libre“ Match zu organisieren. Und diese Show war sehr lustig! Wir haben viel gelacht, Oliver war happy mit dem geliehenen Objektiv, Nicholas durfte auch mit einer großen Kamera knipsen, ich habe mit Handy fotografiert. Das Ergebnis verlinke ich euch in dieser Galerie.  

Zum Abschluss waren wir noch ein paar Sachen im Home Depot einkaufen, und trafen dabei auf Elijah Wood. Hautnah. Ich hab ihn nicht gesehen, aber Oliver und Johanna waren ganz (un)heimlich hinter ihm her. Davon gibt´s kein Foto. Aber dieses Werbeplakat regt zum Denken an, finde ich. Home Depot delivers. Just say when, where and HOW??

 Ein weiterer Meilenstein: Wir sind stolze Texas-Führerschein-Besitzer! Zum Glück gibt es fast überall, was irgendwie genormt ist, multiple choice-Fragen. Von der Schule bis zum Verkehrsamt. Wenn man sich also nicht ganz dumm anstellt, ist es möglich, von 30 Fragen zumindest 21 richtig zu beantworten. Der Fahr-Test findet in einer ruhigen Wohnsiedlung statt und voila – fertig! Hat uns nur knapp acht Stunden Warten und je 25 Dollar Gebühr gekostet. (Ich schreibe es hier nur ganz leise dazu, weil Oliver ein bisschen neidisch ist: Ich hatte null Punkte Abzug bei der praktischen Prüfung. Da war auch die Dame bei der Ausgabe ganz baff.)

Schwer am Feiern

Wir haben ein anstrengendes Wochenende hinter uns. Es begann am Donnerstag mit einer großen “bridging ceremony”. Wer bei den Pfadfindern ist, kennt ja die “Überstellungen” von einer Stufe zur nächsten. Und das ist hier genauso. Johanna ist im Troop 2212, einer reinen Mädelsgruppe. Und alle wurden von den “Brownies” zu den “Juniors” überstellt. Gefeiert wurde im Haus eines Mitglied,s mit festlicher Dekoration, dem feierlichen Versprechen und anschließend einem großen “potluck” Buffet. Jedes Mädchen bekam seine Uniform und einen kleinen Goody-Beutel.

Ein Turnsaal voller Kinder

Jeden Freitag morgen ist in der Schule eine morgendliche Zusammenkunft in der Turnhalle / Cafeteria. Dabei wird ein bisschen geturnt, die Treue-Versprechen fürTexas und Amerika aufgesagt und aus jeder Klasse ein Kind nominiert, dass in der vergangenen Woche brav war, salopp gesagt. Heute war Johanna an der Reihe. Überraschend für Sie, aber die Lehrerin hat mir vorher Bescheid gegeben, dass sie mit einem “roar” geehrt werden wird.
Ich tu mir nur mit diesen Versprechen sehr schwer. Jede Art von zu viel Identifikation mit einer Gruppe ist mir suspekt. Egal ob in Österreich oderAmerika.

Nach dem erfolgreichen Start in den Schultag hörte der Freitag abend auch sehr gut auf. Es war Bingo-Night! Im Startgeld von fünf Dollar pro Person waren ein leckerer Burger, ein Getränk, die Bingo-Karte und ein raffle-Ticket enthalten. Burger waren gut, und für uns vegetarisch (Johanna isst gar kein Fleisch, ich schaffe es nicht ganz), das anschließende Bingo sehr lustig, hätte ich gar nicht gedacht. Leider haben wir kein einziges Bingo gewonnen, unsere Tischnachbarn allerdings sogar zwei. Danach erfolgte die Verlosung der raffle-Preise. Unsere Tischnachbarn haben schon wieder gewonnen! Und dann wurde unsere Zahl vorgelesen. Und nochmal. Und bevor die Moderatorin ein neues Ticket ziehen wollte, habe ich geschnallt – ja, das ist tatsächlich unsere Zahl! So ging Johanna an diesem netten Freitag noch mit einem großen Geschenkkorb heim.

Am Samstag ging es weiter mit Feiern, diesmal war eine “football – tailgating-party” dran. Unter “tailgating” kannte ich bisher nur, dass man dem vorderen Auto so nahe am Auspuff dran klebt dass man noch mit ihm aus der Garage oder unter dem Schranken durchfahren kann. Doch die andere – und hier sehr populäre – Variante ist “Feiern aus dem Kofferraum heraus”. Dabei hat jede Famile ein Picknick, ein paar Campingstühle, manche auch einen Griller dabei und man kommt üblicherweise vor Beginn eines (College)-Footballspiels am Parkplatz zusammen und macht Party. Eigentlich geil.
Hier fand das ganze am Community Pavillon statt, es waren drei Fernseher aufgebaut, und die Hauptspeisen vom Grill kamen alle von der “Meridian Meat Mafia”. Wir haben uns aber natülich am gemeinsamen Buffett beteiligt. Es war eine sehr nette Gelegenheit sich mit Nachbarn zu unterhalten. Und cornhole zu spielen! Dabei wirft man mit je vier kleinen Säcken auf ein gegenüber schräg aufgestelltes Brett und versucht durch das Loch zu treffen. Sehr lustiges Spiel, geht auch mit einigen Biertschi im Blut noch recht gut.

Hinterlasst mir gerne einen Kommentar. Ich kann euch etwas über das Fleisch sagen, dass kredenzt wurde, über die Mannschaften, die gespielt haben, über die traditionellen Feindschaften zwischen Teams, womit sich unsere Kinder unterhalten haben… was interessiert dich? Schreib´s in den Kommentar! (PS: Wie viele Türen hat unser Haus? Die Challenge läuft noch!)

Zum Klang der Trommeln

Amerika = Cowboy und Indianer. Zumindest für mich als Kind hat das zusammengehört. Und immer noch übt alleine das Wort “Indianer” eine Faszination aus, der ich mich nicht entziehen kann. Ich denke an geheimnisvolle Gesänge, an Leben im Einklang mit der Natur, an Spiritualität und uralte Weisheit. Wie aktuell ist dieses Bild heute noch? Und “die Indianer”? Gibt es überhaupt welche in Texas? Obwohl einige hundert Stämme in Texas gelebt haben – geblieben sind gerade drei Reservate. Keines davon ist öffentlich zugänglich. Eines bietet einen Souvenirladen, eines eine Bingo-Halle und eines hat ein Casino. Das sind die einzigen Zugangsmöglichkeiten für Nicht-Bewohner. Aber es gibt Powwows! Das sind Treffen befreundeter Stämme, wo man zusammenkommt um alte oder neue Freundschaften zu pflegen, zu tanzen, zu singen und gemeinsam zu feiern. Dabei ist jeder Willkommen.

Zu unserem Glück gibt es seit 28 Jahren auch in Austin ein powwow, und das fand Anfang Novemer statt. An diesem Tag kam auch unser erster Gast, Steven aus Südafrika, an. Ihn haben wir gleich mitgeschleppt um ihm den jetlag zu verkürzen 🙂

Ich glaube immer, alle diese Leute in ihren farbenprächtigen Kostümen müssen über so viel Wissen verfügen, über so viel Ahnung von etwas Übernatürlichem. Stimmt das? Ich habe es nicht herausgefunden. Die Trommeln und der Gesang (es sind übrigens nur Männer, die Musik machen) fahren mir zwar anfangs direkt in die Seele, aber trotzdem bleiben Sie mir fremd und wecken außer einer Traurigkeit nichts in mir. Keine Verbundenheit, keinen channel zu einer höheren Wesenheit. Einmal darf das Publikum auf die Arena-Fläche und mit den Tänzern herumgehen. Es werden “blessings” gesammelt in Form von Geldscheinen, die auf eine bunte, gewebte Decke geworfen werden. Das ist es eigentlich, was am deutlichsten ist. Indianer sind arm. Die Halle “Great promise for American Indians” ist heruntergekommen, die Isolierung zerschlissen, die Verkabelung fragwürdig. Auch die Nebengebäude sind in desolatem Zustand. Die Leute in ihrer Alltagskleidung wirken stolz, ja; aufrecht. Aber arm.

Während ich in der großen Halle sitzen bleibe und dem Treiben zuschaue, beschließen die Kinder, draußen eine Runde zu drehen. Sie üben an einem Stand Bogenschießen, an einem anderen, eine Angelrute auszuwerfen.

Sie kommen erst wieder zum “grand entry” wenn alle Tänzer mit den Flaggen einziehen. Es “zieht” sich mittlerweile. Wir warten den offiziellen Teil noch ab, was lange genug dauert, um am frühen Nachmittag nach Hause zu gehen. Die Lautstärke, mit der getrommelt und gesungen wird, ermüdet. Und zugegeben, die Eintönigkeit und Intensität zerrt nach ein paar Stunden schon an unseren Nerven. Gehe ich nächstes Jahr trotzdem hin? Vermutlich schon. Mir gefällt die Stimmung. Es ist ein bisschen wie ein Zirkus, man ist ganz nah dran. Die Tänzer kommen in ihrer Alttagskleidung und ziehen sich dann dort um, dekorieren, flechten die Haare. Die Stimmung ist entspannt.

Ich hätte gerne noch die Tänze gesehen, die nach dem offiziellen Einzug dargeboten und bewertet wurden. Es gibt sicher noch einige Geheimnisse zu ergründen. Aber andererseits: Kultur ist Kultur, und Indianer sein nicht mein Erbe. Meine Tradition ist eher “Schuhplattler” als “Chicken dance”. Ich bin versucht zu glauben, dass, wer den Sinn seines Lebens nicht in sich und seiner direkten Umgebung findet, ihm vermutlich nicht einfacher in Indien, Costa Rica oder Texas über den Weg rennt.

Vielleicht sitze ich nächstes Jahr nicht die ganze Zeit in der großen Halle, sondern schaue mir auch die Händler und ihre Waren im Freigelände an. Dazu hatten wir nämlich keine Energie mehr. Dafür haben wir mit Steven eines der besten Tex-Mex-Restaurants aufgesucht; von Chuy´s schwärmen alle!

Vermischter Oktober

Für alles, was keinen eigenen Artikel bekommt.

Wie zum Beispiel der “Kapsch Family Day”. Zwei nette Stunden bei Olivers Arbeitgeber. Auf dem Programm standen gutes Essen, ein Streichelzoo, ein paar Spiele und eine Frau, die gut auf Haut zeichnen kann.

Küchenfreuden

Ich bin zwar kein Verfechter des Autofahrens, aber ich finde Straßenarchitektur cool.

Was ist skurril? Wenn man Youtube-Videos anschauen muss, um eine Dreipunkt-gesicherte Kindersicherung aus der Steckdose zu entfernen. Was ist blöd? Wenn man sich dann bei der nicht fachgerechten Ausführung den Schraubenzieher in den Handballen treibt. Was ist lustig? Wenn man anschließend den Desinfektionsspray nicht aufbekommt, weil man nicht mit einer Hand “push down – press here – turn to open” machen kann… Danke, Bine, fürs telefonische Begleiten dieser an Monty Python erinnernden Aktion.

Außer Red Bull findet man auch Manner Lebkuchen und Biertschi aus Österreich. Red Bull findet man überall. Den Rest muss man ein bisschen suchen. Gutes Brot findet man bei Whole Foods Market / Central Market, oder auch mal bei H-E-B. Aber wirklich fehlen tut uns nix. Außer vielleicht hin und wieder ein Almdudler. Oft hier gesehene österreichische Marken: Woom bikes, PEZ, Riedel (Gläser), Schmuck von Swarovsky. Und sicher einige, die uns entgehen.

Und noch ein paar Fotos von einem – wieder mal – Ausflug zu dem Autohändler meines Vertrauens. Ich habe insgesamt 30 Stunden Fahrt-und Wartezeit in die Reparatur meines Jeeps gesteckt. Und schlussendlich nochmal 2000 USD, als ich ihn zu einem spezialisierten Jeep-Mechaniker in Austin gestellt habe. Aber seit vergangenem Mittwoch ist tatsächlich Ruhe. Egal, hier die Bilder. Canyon Lake, wunderschön, und Wimberley sind einen Ausflug wert.

Tubing Guadalupe River

Leider ist unser schicker roter Jeep ein schicker roter Jeep bei dem dauernd die Motorwarnleuchte angeht. Ich war schon zweimal beim Händler, angeblich zweimal repariert. Und prompt am Heimweg – wieder das gleiche. Darum befinden wir uns wieder auf dem Weg zu Dave´s Truckz (eh nur eine Stunde Fahrt weg…). Diesmal haben wir die Kinder mit, und wollen die Wartezeit sinnvoll verbringen: Beim “Tubing” auf dem Horseshoe Loop des Guadalupe. Leider können die Bilder auf der Seite des Veranstalters das Vergnügen nicht widerspiegeln. Man sitzt da so auf seinem Reifen, das Popscherl ist schon im Wasser.

Und dann paddelt man erst mal eine halbe Stunde, bis man ein bisschen in Fahrt kommt. Man könnte auch sagen, entspannend bis hart an die Grenze zur Langeweile. Nicholas möchte die Sache ein bisschen beschleunigen und ist schon nach ein paar Aktionen patschnass. Das Wasser ist auch hier recht erfrischend kühl. Zum Glück gibt es am Ufer und unter Wasser genug zu sehen, damit auch Johanna und ich nicht vor Fadesse zwischen dem Paddeln einschlafen. Hin und wieder gleiten andere, schnellere Leute auf ihren Tubes vorbei, die meisten mit Kühlboxen im Schlepptau.

Endlich – ein erstes Highlight. Ein simples Seil, dass in der Nähe des Ufers von einem Baum herabbaumelt. Und kurz darauf wird mir wieder klar, warum wir gesagt haben: “Wir gehen nach Amerika”. Wie die Kinder im Schatten der Bäume versuchen, miteinander – und manchmal gegeneinander – das Seil zu erreichen, die glatte Böschung hochzukraxeln, die Tubes nicht abtreiben zu lassen, das war definitiv ein Punkt. Erinnerungen schmieden. Abenteuer erleben. Gemeinsam etwas schaffen. Die Aktion nimmt locker eine halbe Stunde in Anspruch, Nicholas schafft zwei schöne Salti vom Seil und erntet Applaus vom vorbeitreibenden Publikum. Johanna nimmt beim Versuch, vom Baum ins Tube zu springen, Vollkontakt mit dem Wasser auf. Ach, ist das ein Spaß.

Weiter geht´s. Der Fluss wird jetzt flacher und nimmt ewas Fahrt auf. Ein paar Wellen und Stromschnellen, nichts wildes, gerade genug um sich am Reifen anhalten zu müssen. Eine kurze Pause wird an einem schönen Kletterfelsen mitten im Wasser eingelegt. Rauf, runter, rüber, hüpfen, springen, klettern. Oliver bleibt lieber bei seiner bequemen Position im orangen Ring. Doch auch hier ist irgendwann Schluss, weiter gehts. Endlich haut´s auch mich mit vollem Karacho hinterrücks vom tube. Oliver meint lapidar: “Jetzt gehört mein Kapperl offiziell dir.” So wurde das schöne Red Bull / KTM -Kapperl ganz inoffiziell in den Wassern des Guadalupe-Rivers getauft.

PS: Diese Aktion fand bereits Ende September statt. Leider haben wir nicht daran gedacht, dass sich Handys und Wasser nicht so gut vertragen. Wir haben uns vor Ort eine billige Kamera im Plastikgehäuse gekauft und damit Fotos geschossen und dann entwickeln lassen. Der Film ging verloren und wurde erst vergangene Woche wieder gefunden und ich konnte die entwickelten Fotos abholen. Und jetzt ist unser scanner kaputt. Ich lach mich scheckig. Das ist jedenfalls der Grund warum ihr mit abfotografierten Bildern Vorlieb nehmen müsst.

Double digits!

So ein schöner Sonntag-Abend! Die Sonne scheint durch die Eichen und ich sitze hier auf meiner weißen Couch im kurzen Leiberl. Neben mir ein Glas Weißwein, die Kinder springen am Trampolin.

Das war jetzt ausnahmsweise mal nicht die Ruhe vor dem Sturm, sondern die Ruhe nach dem Sturm.

Der Sturm bestand aus elf Mädels die Johanna zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen hatte. Nicholas ist schon recht bald geflüchtet, ich kann es nachvollziehen. Am liebsten hätte ich das auch gemacht. Aber als gute Eltern, die keine Kosten und Mühen scheuen, haben wir natürlich auch an Unterhaltung gedacht. Darum gab es neben echt saftigem (und ich meine, saftig) Schokoladenkuchen auch einen Streichelzoo. Tiny tails to you heißt er und reist mit Streicheltieren auf Parties und sonstige Feiern.
Johanna liebt ja Tiere (alle süßen und lieben zumindest). Und leider konnte sie ihre besten Freundinnen aus Österreich nicht bei ihrem zehnten Geburtstag dabei haben. Darum haben wir ihr diese große Freude gemacht. Ich denke, die Überraschung ist uns gelungen und alle Mädels hatten Ihren Spaß. Bei den Tieren bin ich mir nicht so sicher…

The words go marching one by one, hurra, hurra…

Ja, schon schräg was die Schule hier macht. Das meiste finde ich cool. Zum Beispiel, dass es ganz normal ist, während der Schulstunden zu snacken und sich sehr frei in der Klasse bewegen zu können. Aber das ist auch irgendwie klar, denn von 7:40 bis 15:00 mit einer halben Stunde Mittagspause – das ist schon sehr zäh. Cool finde ich auch die Taschenlampenparty. Halloween-mäßig korrekt wurde “The Legend of Sleepy Hollow” im abgedunkelten Klassenzimmer gelesen.

Abgedunkelt wurde auch beim “Lock down drill“. Dabei schützt man sich gegen eine – fiktive – Gefahr, die im Inneren der Schule herrscht. Jeder versteckt sich, ist super-super-leise, Licht aus, Vorhänge zu. Analog dazu gibt es auch den “Lock out drill” wo die Schule nach außen hin abgeriegelt wird, der Betrieb drinnen aber relativ ungestört weitergeht. Der kam in Johannas Schule sogar vor ein paar Jahren schon mal vor, als am Schulgelände Kojoten herumstreiften.

Wundersam finde ich die große Elternbeteiligung in den Schulen. Vergangene Woche hat die PTA (Parent Teacher Association) von Nicholas´ Schule für alle Lehrer und das Personal der Schule ein Mittagessen gesponsert. Zu zehnt waren wir am Vormittag beschäftigt alles in der Bibliothek herzurichten, Tische zu decken, Essensspende aufzuteilen, das gelieferte Essen anzurichten, bevor wir von der nächsten Crew abgelöst wurden, die sich dem Andrang der Lehrer stellen durfte. Die dritte Gruppe musste alles wieder wegräumen. Ich weiß, wo ich nicht mitmachen will…

Zu der Kategorie sehr schräg möchte ich außer dem Baldwin Carnival auch die Vocabulary Parade zählen. Dabei verkleidet sich jedes Kind als ein Wort und zieht gemeinsam mit der Trommler-Gruppe der lokalen High-School einmal um die Schule. Heuer leider bei heißen vier Grad Außentemperatur, leichtem Regen und pfeifendem Wind. Diesen Schülern gehört meine Hochachtung.

Bowie High School Drum Line

Heute war übigens Johannas zehnter Geburtstag. Nachdem ihr Zimmer noch etwas kärglich eingerichtet war, haben wir über Nacht ein paar Möbel hineingestellt. Das Aufbauen habe ich tagsüber erledigt und die Sachen einfach in einem der vielen ungenutzen Zimmer stehen lassen. Das Haus ist echt zu groß…

Get up – Stand up!

Zwischendurch brauche ich ein bisschen Pause. Eine kleine Ablenkung davon, dass beim Jeep nicht nur die Motorwarnleuchte an ist, sondern er jetzt auch noch Kühlflüssigkeit verliert. Oder dass unser insinkerator nicht nur tropft, sondern eine matschbraune Flüssigkeit im ganzen Unter-Kastel verteilt. Oder dass die Übersiedlungsfirma pleite gegangen ist und unsere Sachen in New York festgehalten werden bis das weitere Prozedere geklärt ist. Solche Sachen brauchen meiner Meinung nach einen Gegenpol.

Für diesen Sonntag (nachdem Schatzi und ich ich die gröbste Sauerei in der Küche beseitigten) haben wir uns SUP – Stand Up Paddeling – auf dem Lake Austin vorgenommen. Ich habe schon vor einiger Zeit dafür einen Gutschein gekauft. Doch zuerst sind uns die ACL-Wochenenden in die Quere gekommen, danach eine ausgedehnte Kaltfront. Doch heute geht`s auf zum Rowing Dock.

Seit den 70er Jahren ist das Schwimmen im Lake Austin offiziell verboten. Viele machen es trotzdem. Doch seit Mitte August ist die “blue algae” im Wasser verbreitet. Sie ist für Hunde sehr gefährlich, teilweise tödlich, und auch für Menschen nicht unbedingt gesund. Aber das macht nichts. Es ist nicht mehr soo heiß, dass wir unbedingt komplett nass werden müssen.

Weil wir alle mal im Kanu fahren bzw. auf dem Board stehen wollten, haben wir ein paar wilde Manöver auf dem Wasser hingelegt. Es hat zwar sehr geschaukelt, aber es ist niemand hineingefallen. Schau dir mal die Fotos an! Fällt dir auch dieser Kontrast zwischen Stadt, Autobahn und der Natur auf? Das fand ich schon sehr spannend. Absolutes Naturerlebnis inmitten der Stadt.

Es wirkt auf den Fotos als wären wir die einzigen auf dem Wasser! Aber dieser Eindruck täuscht. Bei den Brückenpfeilern war sogar ein Kayak-Baseball-Match (oder so…) im Gange und auch sonst war viel los auf und um Lake Austin.

Stöbern für Halloween

Das nächste Fest der Saison ist im Anrollen: Halloween. Wenn die Leute hier auf die “coming holidays” verweisen, ist allerdings Thanksgiving gemeint. Für Halloween gibt es zwar genug Einkaufsmöglichkeiten und sogar spezielle Geschäfte, die nur saisonal eingerichtet werden, aber es ist trotz allem nur ein Abend, und der – bzw. der nachfolgende Tag – ist auch nicht frei. Im Gegensatz zu unserem Allerheiligen (auf dessen Feier Halloween ja beruht). Als was verkleiden wir uns heuer??

Ich dachte mir, Halloween sei hier ein “größeres” Fest, aber es ist eher wie bei uns der Fasching. Ein paar machen mit, ein paar nicht. Die Kinder gehen am Abend des 31. Oktober von Tür zu Tür. Dabei werden aber nur die geschmückten bzw. beleuchteten Häuser beehrt. Viele Häuser haben keine Deko, oder aber allgemeine Herbst-Deko. Wie man sieht, sind bei Halloween-Feiernden Skelette sehr beliebt. Wir müssen noch ein bisschen an unserer Deko arbeiten, aber immerhin habe ich mich in schwindelnde Höhen begeben, um unseren Baum schön zu beleuchten. Wir haben auch in Österreich schon geschmückt, und werden hier unseren Deko-Vorrat ein wenig aufmotzen.

Staatsaffäre

Heute war so eine Art “schulautonomer Tag” und damit frei. Wir haben den Tag genutzt um ein wenig in die Staatsgeschäfte zu linsen. Also auf mit uns zum “State Capitol“.

Im Kapitol tagt das texanische Parlament, aber Nicholas und Johanna fühlen sich hier auch sehr wohl. Das gesamte Gebäude ist sehr geschichtsträchtig.

Im repräsentativen Büro des Gouverneurs konnten wir nicht nur an dem Tisch sitzen, wo er medienwirksam wichtige Dokumente unterschreibt, sondern lernten auch Officer Michael kennen. Früher war er Texas Ranger, seit einem Jahr ist er State Trooper und im Capitol für die Sicherheit zuständig. Wir waren auf der Suche nach dem Untergeschoß, und als er erfahren hat, dass wir prinzipiell nur Stiegen gehen, hat er uns den Weg gezeigt. So kamen wir gleich in den Genuss einer Privatführung mit einem sehr netten und wissenden Guide.

Am Morgen waren die Kinder nicht sehr begeistert von meiner Idee, ins Kapitol zu fahren. Aber ist dir aufgefallen, dass wir Jacken anhaben? Tatsächlich! Die Temperatur ist zwischen gestern 96 Grad Fahrenheit auf 48 Grad heute morgen gefallen. In Celsius: Gestern 35, heute früh knapp unter neun. Darum musste eine Indoor-Aktivität her. Und gut war´s, hat allen sehr viel Spaß gemacht.